Am 10. Jänner fand das erste von fünf sogenannten "Domgesprächen" im neuen Jahr statt, dass zugleich auch die neue Vortrags- und Gesprächsreihe "II. Vaticanum: Was bleibt nach 40 Jahren" eröffnete. Zugegeben, dieses scheint ein wenig verspätete, erkannte auch Dompfarrer Anton Faber einleitend, da wir doch bereits am 8. Dezember "40 Jahre II. Vaticanum" feiern durften, dies kommt aber der Tatsache zu schulden, dass man schlicht jeweils die besten Referenten für dieses doch recht akademische Thema gewinnen wollte. So begann es auch gleich an diesem Dienstag mit dem renommierten Chefredakteur der "Wiener Zeitung" Dr. Andreas Unterberger, der sich des Tagesthemas "Inter Mirifica - Kirche, Medien, Öffentlichkeit" annahm. Was Herr Unterberger zu sagen hatte, war keineswegs uninteressant: Das das Dekret über die sozialen Kommunikationsmittel "Inter mirifica" nicht gerade zu den Glanzstücken des Konzils gehört, wird offensichtlich, wenn man sich es einmal zu Gemüte geführt hat, was sicher durch ein scheinbar mangelndes Wissen der Konzilsväter auf dem Gebiet der Medien- und Kommunikationswissenschaften begründet werden kann. Es geriet folglich fast nahezu in Vergessenheit. Stattdessen reformierte Papst Johannes Paul II. das Verhältnis der Kirche zu den Medien in seiner Amtszeit fast im Alleingang. Er prägte diese Beziehung nachhaltig und wird nicht ohne Grund weithin als "Medienpapst" beschrieben. Kein Papst vor ihm (und bisher auch nach ihm) verstand es so mit den Medien umzugehen und sie für sich zu nutzen wie dieser, was allein schon seine letzten Lebenstage zeigen. Papst Johannes Paul II. machte die Kirche durch seine "Auftritte" in den Medien (z.B. gegenüber dem Irak-Krieg u.ä.) im Bewusstsein der Öffentlichkeit immer wieder präsent, sicher nicht zuletzt auch durch Massenveranstaltungen oder seinen eigenen Gesundheitszustand. Bei alldem, war ihm sein schauspielerisches Talent sicher immer hilfreich; welche bedeutende Rolle die Medien in den Anliegen des Papstes wirklich spielten, zeigt allein die Tatsache, dass sein letztes, selbstverfasstes Dokument die Medien zum Thema hat.
Was der Papst aber ihm Großen, für die Weltkirche schaffte, lässt im Kleinen zu wünschen übrig. (Im folgenden sprach Herr Unterberger natürlich vorwiegend über die Situation in Österreich.) Gerade hierzulande scheinen die Geistlichen, vom Pfarrer bis zum Bischof, nahezu Angst vor den Medien zu haben, eine Ausnahme scheint nur wieder der Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn zu sein, der sich wagemutig in die mediale Öffentlichkeit stürzt und so die Kirche wenigstens im Bewusstsein der Menschen hält. Einsam kämpft er, ohne jede Unterstützung, wie es aussieht zur Zeit in der Debatte um die Schöpfungslehre und ihr Verhältnis zur Naturwissenschaft. Kritisch betrachtete Unterberger aber zugleich auch das regelmäßige Kommentieren des Erzbischofs in einer Massenzeitung, die eher durch Klatsch und Tratsch bekannt ist als durch seriöse Berichterstattung und die ihr Geld wohl auch mit zweifelhaften Geschäften verdienen zu scheint. Worauf prompt der Einwurf aus dem Auditorium kam: "Nicht die Starken brauchen den Arzt, sondern die Kranken.", woraufhin Unterberger erklärte, er sei theologisch nicht ausreichend gebildet, um auf dieser Ebene weiter diskutieren zu können, betrachte das Vorgehen des Erzbischofs aber dennoch kritisch. Das er sich hier scheinbar wiedersprach, in dem er nämlich mutigere, an die Öffentlichkeit gehende Geistliche wünschte und zugleich aber dieses Vorgehen wieder relativierte, wenn die Geistlichkeit sich daraufhin in zwielichtigere Gesellschaften begibt, um ihren Glauben zu bezeugen, schien ihm nicht aufzufallen.
Wie dem auch sei, es ist trotzdem so, das kaum ein Geistlicher auf die Medien zukommt und selbst wenn die Medien auf die Geistlichkeit, d.h. in der Regel auf die Bischöfe zukommen, um von ihnen einen Kommentar bezüglich eines aktuellen Ereignisses zu wünschen, verweigern diese nicht selten die Aussage. Die Angst vor Verfälschung o.ä. herrscht vor, was durchaus verständlich erscheinen kann, wenn man sich z.B. das nicht besonders positive Medienecho anschaut, das Dompfarrer Faber ertragen musste, als er im Sommer 2005 Verona Feldbusch im Stephansdom in den heiligen Stand der Ehe erhob. Aber auch Anton Faber lässt sich davon nicht abschrecken und sieht in den Medien weiterhin vielmehr eine Chance, als eine Gefahr für die Kirche. Bischöfe, Priester, ja, jeder Gläubige sollte stets bereits sein, sich als solcher zu aktuellen Themen öffentlich zu äußeren. Dies sei für die Kirche zum einem durchaus eine Chance den Glauben gegenüber einer breiten Öffentlichkeit zu bezeugen und auch zum anderen Aufmerksamkeit auf sich zulenken und sich in das aktuelle Tagesgeschehen einzumischen, die Kirche darf nicht Konfliktscheu sein und sollte auch auf Anstößiges in den Medien reagieren, resümierte Unterberger abschließend.
Die Bischöfe und andere Geistliche dürften nicht weiter Angst vor den Journalisten haben, denn diese, so gab er zu, wissen theologisch sehr sicher auch nicht mehr als der Klerus. Diesbezüglich berichtete er eine Anekdote, demzufolge eine Journalistin einen Bischof um ein Statement zu einem aktuellen Geschehen bat, worauf der Bischof antworten wollte: "Nun...die zehn Gebote sagen...", die Journalistin unterbrach in ganz aufgeregt und sagte: "Ach, sie haben als0 10 Gebote? Können sie mir die mal faxen?"
Daran sehen wir, das es tatsächlich notwendig ist, wieder mehr an die Öffentlichkeit zu treten, denn offensichtlich wird die "Frohe Botschaft" immer mehr zur "Neuen Botschaft", wie der Erzbischof auch bei seinem letzten Jugendtreffen zu berichten wusste.
Weiterhin forderte Unterberger, das die Kirche ein besseres Wissen um die Medien haben müsse und schlug daraufhin eine Art Weiterbildung für Priester vor, die ihnen u.a. den Umgang mit den Medien lehrt. Demzufolge wäre es keineswegs falsch, in Zukunft bereits in Priesterseminaren ähnliche Bildungsangebote in Angriff zu nehmen, ohne allerdings aus Priestern Schauspieler zu machen, es ist aber offensichtlich, dass in einer Welt, in der die Medien eine so (zunehmend) bedeutende Rolle spielen, sich die Kirche diesen nicht entziehen kann und sie vielmehr als Chance verstehen muss, wie der Dompfarrer und andere es heute schon tun.
In der folgenden Diskussion ging Unterberger auch auf den Umstand ein, das im österreichischem Fernsehen eine Chance vertan wird, die seit Jahren im deutschen Fernsehen schon lange genutzt wird, nämlich die Möglichkeit zur Übertragung von sonntäglichen Gottesdiensten. Diese sogenannten "Fernsehgottesdienste" im ZDF seien nicht nur ein Quotenerfolg (zufälligerweise besonders jene Übertragungen die ca. dreimal im Jahr aus Österreich gesendet werden), sondern ermöglichen auch Kranken und Alten, die nicht mehr die Kirche selbst besuchen können, am sonntäglichen Gottesdienst teilzunehmen und darüber hinaus kann hierin auch eine Missionsmöglichkeit erkannt werden. Diese Idee fand bei der Zuhörerschaft, die schon zu Unterschriftenlisten aufrief sofort "stürmischen" Anklang, wurde in ihrer Euphorie aber zugleich wieder vom anwesenden Pressesprecher der Erzdiözese Wien Erich Leitenberger gebremst, der mitteilte, das es wohl vor über zwanzig Jahren einen Beschluss der Bischofskonferenz gab, die aus theologischen Gründen eine regelmäßige Fernsehübertragung von Gottesdiensten verbietet. Demzufolge würden hier auch keine Unterschriftenlisten helfen, sondern vielleicht eher ein Bischofs-Symposium, zusammen mit Medienvertreten, das durchaus diesbezüglich einmal angeregt werden könnte. Wir dürfen also in dieser Hinsicht gespannt sein. Welche theologischen Gründe übrigens vor zwanzig Jahren dazu führten, regelmäßige Fernsehübertragung von Gottesdiensten zu verbieten, konnte Herr Leitenberger allerdings nicht mitteilen. Möglicherweise, so meine Überlegung, hatte man Angst damit eine gewisse Bequemlichkeit zu fördern, welche die Gläubigen dazu veranlassen könnte die Gottesdienste nur noch über das Fernsehen zu verfolgen und das so die Kirchen sich zunehmend leeren, obwohl der Fernsehgottesdienst niemals ein Ersatz für eine tatsächliche Anwesenheit sein kann. Inwiefern eine solche Angst heute noch gerechtfertigt ist wird hoffentlich in Zukunft tatsächlich ein Symposium o.ä. zeigen. Erwähnt sei abschließend vielleicht noch, dass das Internet keine Erwähnung fand, was zeigt, das die Verantwortung hier vorerst wohl noch bei den Laien liegt. Den Laien kommt es zu, die lebendige Kirche nach Außen angemessen zu repräsentieren, auch wenn schon viele Diözesen und selbst der Vatikan durchaus ansehnliche Internetpräsentationen haben. In diesem Sinne: Seien wir friedlich und dienen dem Glauben!