Donnerstag, 14. Juni 2007

Kurz notiert - 14. Juni 2007

Die Kirche hat es heute bekanntlich nicht leicht ihre Häuser zu füllen. Nicht selten werden deshalb Kirchegbäude verkauft und für diese nach neuen Nutzungskonzepten gesucht. Nicht vorenthalten sei hier eine solche Umnutzung, auf die ich im Netz gestoßen bin. Eine gigantische Buchhandlung mit Säulen und mehr als 10 Meter hohen Regalen und Leitern ist hier aus der ehemaligen Dominikanerkirche Maastricht geworden. [via donalphons]


In Maastricht offenbar keine Seltenheit, da sich auch das Staatsarchiv in einer ehemaligen Kirche befindet. Das "Kruiesherenhotel Maastricht", das sich in einem ehemaligen Kloster befindet ist ja schon weitgehend bekannt.

Dienstag, 29. Mai 2007

Himmlisches Wien

Als dritter im Bunde, zusammen mit Petra und Georg, will auch ich es nicht unterlassen auf ein Blog-Projekt hinzuweisen, dass sich Himmel über Wien nennt und in dem wir versuchen wollen aus unseren ganz eigenen Blickwinkeln auf das geistige und geistliche Leben in Wien zu schauen. Wir berichten dabei nicht in Form eines Nachrichtenservice sondern lassen unseren persönlichen Gedanken freien Lauf und geben eigene Erfahrungen wieder - nicht von offiziell kirchlicher Seite, sondern einmal von der "anderen Seite" wird berichtet. Gerade dies scheint mir interessant an dieser Idee, von der ich hoffe, dass sie ihren Platz in der katholischen Blogwelt findet und zur prächtigen Blüte heranwächst.

Montag, 28. Mai 2007

„In den Himmel will ich kommen!“ - Teil 2: Über das Sohn-sein zur Heiligkeit

Im ersten Teil unsere Auseinandersetzung mit einem Beitrag von P. Karl Wallner OCist. zur Eschatologie ging es im wesentlichen um die Teilung der Zeiten bzw. deren Vereinigung in der Mitte, die Christus ist. Mit dem Sohn, durch Jesus ist das Gottesreich eine gegenwärtige Wirklichkeit für uns geworden, die wir in unserem Dasein, das die Möglichkeit einer Existenzform im Sein an sich darstellt, ermöglichen, deren Möglichkeit wir schließlich als Seinsform ergreifen sollen, in dem wir, sterbend und den Tod letztlich überwindent, „Sohn“ werden. Indem wir in dieser Welt „Sohn“ werden, überwinden wir letztlich unser Dasein, da es ein „Sein zum Tode“ ist. Indem wir „Sohn“ werden, uns dem göttlichen Vater hingeben, ihm also ganz vertrauen, beherrschen bzw. werden wir völlig frei von jedem Zweifel, von jeder Angst und darin frei vom Tod, denn das Sein zum Tode ist ja wesenhaft Angst (vgl. Kierkegaard: Die Krankheit zum Tode; Heidegger: Sein und Zeit). Ohne jetzt aber eine heideggersche Eschatologie weiterentwickeln zu wollen, schreiten wir mit den bisher daraus gewonnen Begriffen „Angst“, „Sohn“ und „Vertrauen“, freilich auch mit dem des „Todes“, weiter, zu einem nächsten Punkt in dem wir uns in das „Sohn-werden“ vertiefen wollen, das wir im ersten Teil als einzig möglichen Weg zur Heiligung, also als Weg in das Gottesreich, zu Gott, schlußfolgerten. Es sei nochmals darauf hingewiesen, nicht aus dem Blick zu verlieren, dass, wenn von Heiligung gesprochen wird etwas Disseitiges gemeint ist, dass also das „Im-Gottesreich-sein“ unauflöslich an das sein in dieser Welt gebunden ist - „Im-Gottesreich-sein“ heißt göttlich in der Welt sein. Etwas anderes heißt heilig sein ja nicht, als göttlich zu sein, was wir sind, wenn wir seine „Söhne“ werden. Was heißt es aber konkret Sohn zu werden? Und wie kann das möglich sein?

Nun, es heißt zuerst die Sohn-, die Kindschaft gegenüber Gott annehmen zu können, sich dieser bewußt zu werden. Das wir es eigentlich schon längst sind, schreibt uns Paulus, „denn alle, sie sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes. Denn ihr habt habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsset, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater! So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“ (Röm 8,14) Kind-sein heißt ausgeliefert zu sein, abhängig von seinen Eltern, will man es negativ formulieren. Aber wir sind eben keine Sklaven, denn es bedeutet auch und vorallem Freiheit und liebendes Vertrauen in die Eltern, beides hängt eng zusammen. Freiheit deshalb, gerade weil ich vertraue – ich vertraue mit kindlicher Naivität darauf, das meine Eltern, das Gott mich immer hält, das er zu mir steht und mich niemals im Stich lässt, mich immer auf dem richtigen Weg führen will. Ich vertraue als Kind darauf, das meine Eltern, das mein Vater, mich nie in die Irre führt. Diese rechte sorglose Einfältigkeit, die alles als gut annimmt, was von den Eltern kommt, zeichnet das Kind-Sein wesentlich aus. Dies ein erster Punkt, auf den wir zurückkommen werden.

Paulus schreibt aber weiter: „Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.“ (Röm 8,17) Hier haben wir einen zweiten Aspekt (der in Wahrheit natürlich derselbe ist und im Grunde nicht vom ersten zu trennen ist, wie wir sehen werden). Denn wie könnten wir die Frage, was es heißt Kind zu sein besser beantworten, als mit einem Blick auf Jesus, dem Sohn Gottes (wobei ich hier nicht den Titel „Sohn Gottes“ meine). Jesus Sohnschaft zeigt sich vorallem in seinen Sohnesgebärden, die alle Evangelien durchziehen und die in einer letzten großen Sohnesgebärde, nämlich im sich vertrauensvollen an Gott hingeben am Kreuz, als Opfer für die Welt, gipfeln. Das Jesus, der Gott ist, sich Gott in Liebe hingibt, und damit gewissermaßen sich selbst gibt, ist ein Geheimniss, dass der heilige Vater „trinitarisches Liebesgeheimnis nennt“. Dieses Geheimnis wollen wir hier nicht versuchen zu lüften, aber stellen daran fest, dass, wenn Jesus als Sohn den Willen Gottes tun, weil er nur gut sein kann, er auch zugleich seinen Willen tut. Dies ist ein Ausdruck tiefsten Vertrauens auf den Willen des Vaters. Unweigerlich erinnert das an Jesu Worte im Garten Getsemani: Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe. In der Stunde seiner tiefsten Betrübung vertraut Jesus auf Gott, willig in seinen Willen ein, sein Wille soll geschehen. Und wir erkennen daraus, das Sohn-sein auch Eines-Willens-mit-Gott-sein heißt. Und wenn wir im Vater-unser bitten, „Dein Wille geschehe“, dann bitten wir auch zugleich darum Sohn werden zu dürfen, Sohn sein zu können. Wollen wir resümieren, was nun dieser zweite Punkt sei, der das Kind-, das Sohn-sein auszeichnet, könnte man annehmen, es sei dieses „Einwillig-Sein“ mit dem Vater werden. Tatsächlich ist es aber derselbe Punkt wie der erste, denn beide lassen sich auf einem gemeinsamen Nenner bringen, der schon häufig fiel: Die kindliche Einfältigkeit, die alles als gut annimmt, was vom Vater kommt und dem bedingungslosen Einwilligen in den Willen des Vaters liegt letztlich nur das uneingeschränkte Vertrauen aus Liebe zu Grunde.
Schlägt man in einem Synonymwörterbuch unter Vertrauen nach, stößt man auf das Wort Glaube und Hoffnung. Das ist wahr, denn könnte man denn ohne den Glauben an den Vater, ohne die Hoffnung, dass er uns hält ihm vertrauen oder andersherum gefragt, sind wir zu wenig heilig, zu wenig Kinder Gottes, vertrauen wir ihm zu wenig, weil wir zu wenig hoffen, weil zu wenig glauben? Ja, wir alle glauben zu wenig. Unser Glaube ist nicht einmal so groß wie ein Senfkorn. „Herr, stärke unseren Glauben!“ (vgl. Lk 17,5)

Was kann es nun aber bedeuten, dieses Vertrauen, welche die Sohnschaft auszeichnet? Das Vertrauen gründet zunähst in Liebe und Gebet. Das Gebet deshalb, weil wir eben wissen, dass wir nichts letztlich nur aus uns können, denn es heißt ja „ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht“, nicht „ihr habt euch selbst zu Söhnen gemacht“. Nicht aus uns selbst können wir also vertrauen. Darum, dass wir Vertrauen können müssen wir beten, denn dass Vertrauen auf Gott-Vater ist stets eine Frage der Liebe zu ihm. Alles ist endlich eine Frage der Liebe zu Gott! Und wir müssen feststellen, wir alle lieben Gott zu wenig, denn „wahre und vollkommene Liebe erkennt man daran, ob man große Hoffnung und Zuversicht zu Gott hat, denn es gibt nichts, woran man besser erkennen kann, ob man ganze Liebe habe, als Vertrauen. Denn wenn einer den anderen innig und vollkommen liebt, so schafft das Vertrauen, denn alles, worauf man bei Gott zu vertrauen wagt, das findet man wahrhaft in ihm und tausendmal mehr. Und wie ein Mensch Gott nie zu sehr liebhaben kann, so könnte ihm auch nie ein Mensch zuviel vertrauen.“ (Reden der Unterweisung, 14) Das wir Gott also vertrauen können, müssen wir ihn lieben. Darum wollen wir bestädnig beten, das wir Gott “lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. [Denn] dies ist das höchste und größte Gebot.“ (vgl. Matthäus 22,37; Dtn 6,5). Und wenn wir darum beten, dann beten wir zugleich auch immer um den Geist Gottes, denn er ist es, der uns mit Liebe erfüllen kann. „Veni Sancte Spiritus...est tui amoris in eis ignem accende.“ - Komm, Heilige Geist...und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.

Und das Sohn-sein ist folglich so keine Frage des äußeren Handelns und Tuns, sondern, wie es die Formulierung schon nahe legt, eine des Seins. Jede Frage des Seins ist aber eine Frage des Seins zu Gott im Leben. Ihn lieben, natürlich – ihm vertrauen, zweifellos; das sind Formen dieses Seins, sie scheinen uns aber doch oft allzu metaphysisch und wenig praktisch. Nun, es heißt, um es mit Meister Eckehart zu sagen, sich zu lassen, sich von sich selbst ganz leer machen, damit Gott, damit sein Geist in uns fahren kann. „Soweit du ausgehst aus allen Dingen, so weit, nicht weniger und nicht mehr, geht Gott ein mit all dem Seinen“ (RdU, 4). „Die Leute brauchten nicht soviel nachdenken, was sie tun sollten, sie sollten vielmehr bedenken, was sie wären. Wären nun aber die Leute gut und ihre Weise, so könnten ihre Werke hell leuchten. Bist du gerecht, so sind auch deine Werke gerecht. Nicht gedenke man Heiligkeit zu gründen auf ein Tun, man soll Heiligkeit vielmehr gründen auf ein Sein, denn die Werke heiligen nicht uns, sondern wir sollen die Werke heiligen – es sei Essen, Schlafen, Wachen oder was immer es sei.“ Dieses heiligen der alltäglichen Werke ist ein Motiv der Heiligkeit, das nicht nur Meister Eckehart kennt, sondern, dass wir durchgehend bei den Heiligen finden, von Franziskus, über Therese von Liseux bis zu Josemaria Escriva. Das heiligen der Werke heißt aber nicht, dass der Mensch, in allem was er tut, beständig an Gott denkt, das wäre wohl unmöglich und zudem soll der Mensch sich nicht mit einem gedachten Gott zufrieden geben, der wieder vergeht, wenn er nicht an ihn denkt, sondern vielmehr soll man einen wesenhaften Gott haben. Man soll Gott im Sein haben, so dass Gott einem in allen Dingen leuchtet und Gott allzeit gegenwärtig spührt. Dieses „Gott im Sein haben“ haben wir oben Sohn-sein genannt. Das Sohn-sein kann man wohl einüben, aber letztlich, da es ja auf der Liebe gründet, nur ebetet werden, in dem wir eben den heiligen Geist Gottes erbeten, der uns zum wahrhaften Lieben erwachen läßt.

Exkurs zu Pfingsten:
Dass der Heilige Geist aber schon in uns wohnt, ist ebenso wahr wie die Fleischwerdung Christi. Warum sind wir dann aber noch keine Heiligen, warum haben wir noch nicht „Gott im Sein“? Weil wir zum Heiligen Geist (der Liebe) wiederrum nur durch die Liebe gelangen. Der Trost des heiligen Geistes besteht nämlich darin, dass Er uns unablässig und immer von neuem die Kraft verleiht zu lieben. Lieben müssen wir aber selbst. Denn sein Werk besteht nicht darin, diesen oder jenen zu erleuchten, sondern darin, den Leib Christi zu beleben und aufzubauen. Daher sind die Bedingungen für die Gabe und das Wirken des Heiligen Geistes wesentlich gemeinschaftsbestimmt. Er wirkt in der gegenseitigen Liebe der Gläubigen als Geist der Liebe und der brüderlichen Eintracht. Der Heilige Geist wendet schließlich „nur“ den Vater dem Sohn und den Sohn dem Vater zu (so wie auch uns einander).

Pfingsten hat geoffenbart, dass Gott nicht für dreiunddreißig Jahre, sondern für immer Fleisch geworden ist. Dass Er das, was Sein Leben ausmacht (das heißt, Seinen Geist der Liebe), für immer mit uns teilt. Pfingsten – das ist der Auftakt zur unwiderruflichen, immerwährenden Gegenwart Christi hier in der Welt. Pfingsten scheint so ein gewaltigeres Ereignis als Weihnachten, denn in der Fleischwerdung – da wird Gott zum Menschen, Gott wird ein Mensch, zu Pfingsten aber werden die Menschen aufgerufen, „Gott zu werden“. Gott hat sich nicht nur zu uns herabgeneigt, sondern Er will uns auch zu Sich heranziehen – er will uns zu „Söhnen Gottes“ machen. Die Offenbarung des Geistes ist viel großartiger, auffallender als die des Sohnes. Die Fleischwerdung des Sohnes geschah im Dunkeln, in der Nacht, in einem Stalle. Pfingsten aber platze wie eine Bombe in den helllichten Tag hinein, und Hunderte Menschen waren Zeugen dieser Verwandlung. Hier war nicht mehr Gott, der in Not und Leid zum Menschen wurde, sondern eine ganze Schar Männer, die im gleißenden Licht und voll Entzücken „Gott“ wurden. „Ihr werdet größere Dinge tun als Ich“: Jesus denkt an die Kirche, wenn Er dies weissagt. Das ureigenste Werk des Geistes ist die Kirche. „Wenn du die Gabe Gottes kenntest!“ Diese Gabe ist die Kirche. Altissimi donum Dei – Beistand, den der Vater schenkt. Gott für den Menschen im Menschen. Mit dem Menschen verbunden. Was ist das Beste, das Gott besitzt? Sein Geist der Liebe. Er gesellt Ihn uns bei. Er lässt uns an Ihm teilhaben. Und durch den Zusammenschluss jener, die Ihn empfangen haben, entsteht und wächst die Kirche. Wenn Jesus uns sagt, dass Er uns Seinen Geist der Liebe senden wird, dann zieht Er sich nicht zurück, sondern verspricht uns den, der uns am engsten mit Ihm verbindet.

Und wenn wir durch den Heiligen Geist (der Liebe) „Gott im Sein“ schon grundgelegt haben, also „Söhne Gottes“ sind, sollen wir letztlich der Sohn selbst werden. Nämlich indem wir Söhne, Kinder sind die durch den Geist der Liebe nicht nur die Kraft zum Lieben erhalten haben, sondern die auch selbst ihren Vater lieben und vertrauen wollen.

Fortsetzung folgt...

In der Fortsetzung befasse ich mich dann wieder mit einem konkreten Punkt aus dem Artikel von Pater Karl Wallner OCist., anhand dessen ich versuchen will näher auf das Vertrauen und dessen Erscheinungsbild in Zusammenhang mit der Heiligkeit einzugehen.

Montag, 16. April 2007

"Ich bin ein ganz normaler Christenmensch."*

Ein persönliches Petrusbekenntnis zum 80. Geburtstag und zum zweiten Jahrestag der Wahl des Heiligen Vaters.

Wie ein Kind bin ich vor einiger Zeit von einem Traum erwacht, erschrocken und ängstlich. Verwirrt war ich in meiner Angst um unseren geliebten Heiligen Vater, von dem der Traum handelte. Noch im Wachzustand hielt die irrationale Angst an, ihn zu verlieren. Wie kann das sein, frage ich mich, wie kann es dazu kommen? Stark, wenn man so indiskret sagen darf, muss die Liebe zu einem Menschen sein, wenn man ahnt, seinen Verlust nicht ertragen zu können und man nur hofft das dieser Tag möglichst lange auf sich warten läßt. Und wahrlich, Benedikt XVI. ist mir sehr nahe, näher als Johannes Paul II., denn Joseph Ratzinger hat mir schon weit vor seiner Wahl zum Papst so viel gegeben. Ohne ihn, ohne seine klugen, herzlichen Worte wäre ich heute nicht da, wo ich bin, ohne ihn wäre wohl mein Glauben nie derart geweckt worden, ohne ihn stünde ich heute Abseits dieses Weges und des wahren, herrlichen Lebens. Die Liebe zum ihm macht sehend.
Durch Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI. strahlt Gott hindurch, er macht sich durch ihn sichtbar, in ihm findet er sein Antlitz, so scheint es fast. Aber Joseph Ratzinger ist zugleich bescheiden, gerade das macht ihn so liebenswürdig, er ist Mensch, das macht ihn nahbar. Und vorallem, darin ist er authentisch, er ist echt. Was Machthaber und Politiken nicht vermögen, wo Sinnlücken entstehen und Orientierungspunkte verschwinden, ja wo uns der felsenhafte Boden unter den Füßen zu entschwinden droht, da kommt Petrus, da kommt Benedikt, der wahrhaft würdige Stellvertreter Christi auf Erden, der echte Petrus, auf den hin alle Beladenen und Niedergedrücken blicken, weil er Hoffnung hat und er uns trotz aller Stürme immer wieder diese hoffnungsvolle Botschaft verkündet, weil er auf den Höheren verweist, der uns alles geben will. Nicht sich drängt er in den Vordergrund, sondern Christus, den er aller Welt öffentlich bekennt "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes." (Mt 16,16) Ganz in diesem Verkündigungsdienst steht Benedikt XVI., ganz gibt auch er sich dafür hin. Nichts will er von uns nehmen, kein Geld, keine Wahlstimme, sondern er will uns nur geben. Und doch, und das ist so verblüffend, ist er immer einer von uns.
Möge er noch sehr lange einer von und unter uns sein und mit viel Kraft sein schwieriges Amt tragen können. Nur dankbar können wir dem Herrn sein und ihn loben, dass er uns einen ebenso herzlichen wie fähigen Mann geschenkt hat, demgegenüber es nicht schwerfällt Jesus Gebot zu erfüllen "Wie ich Euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben." (Joh 13,34). In Liebe beten wir für unseren Papst.

Im Übrigen sei darauf hingewiesen: Kardinal Christoph Schönborn feiert anlässlich des 80. Geburtstags Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. am Montag, 16. April um 18.00 Uhr im Stephansdom einen Festgottesdienst. Ein Te Deum feiert anlässlich des Jahrestags des Amtsantritts von Benedikt XVI. am Sonntag, 22. April um 16.30 Uhr Dompfarrer Toni Faber.

(*Aus dem Interview-Buch "Salz der Erde" von Peter Seewald)

Samstag, 14. April 2007

„In den Himmel will ich kommen!“ - Teil I. Die letzte Zukunft ist schon Gegenwart.

Wie in „Kurz notiert“ vom 31. Jänner angekündigt folgt nun, mit einiger Verspätung, eine Ausseinandersetzung mit einem Beitrag von Pater Karl Wallner OCist., Dekan der Theologischen Fakultät in Heiligenkreuz bei Wien, welcher am 27. Jänner 2007, mit dem Titel „In den Himmel will ich kommen!“ bei kath.net bzw. Vision2000 veröffentlicht wurde. Dies mag zwar nicht mehr aktuell erscheinen, ist es doch aber gerade in diesen Tagen wieder, da es im wesentlichen die Punkte Leben, Tod und Auferstehung angreift. Es handelt es sich hierbei um den ersten Teil einer kleinen Reihe, die ursprünglich als ein Beitrag gedacht war. Trotz der einigermaßen ausführlichen Auseinandersetzung, muss das Gesagte als sehr grobes Stückwerk betrachtet werden, dessen Ergänzung mich zwar reißen würde, im Rahmen dieser Behandlung aber wohl zu viel tiefgehende Theologie wäre.

Zu Beginn muss gesagt sein, dass grundsätzlich nichts gänzlich falsch anmutet, von dem was P. Wallner OCist. schreibt, ich halte es aber für recht einseitig und muss widersprechen, da es mir nicht nur als flasche, populistische Kapitalismuskritik ohne echten Hintergrund, sondern auch unzeitgemäß erscheint. Ob P. Wallners Beitrag absichtlich recht provokativ formuliert ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Dort heißt es:

„Wer den Genuß des Heute in den Vordergrund stellt, will nur ja nicht an das Ende denken. Auch Christen sind heute stark gefährdet, sich allzu häuslich in der heutigen Welt des Wohlstands einzurichten.“
Es ist wohl richtig, das wir Christen nicht von dieser Welt sind, aber sehr wohl sind wir doch in dieser Welt (Joh 17,11ff). Wir können doch also nicht, weil wir nicht von dieser (weltlichen) Welt sind, sondern unsere Heimat beim himmlischen Vater haben, eine weltfeindliche, dem Diesseits abgeneigte Position einnehmen. Freilich, das Leben ist auf den Himmel hin angeordnet, dieser ist aber kein Zukünftiger, dass Christentum ist also nicht, wie P. Wallner meint, eine „Hinordnung des Lebens auf die letzte Zukunft“, sondern, der Himmel ist ein Gegenwärtiger. Sich auf diesen gegenwärtigen Himmel hinzuordnen ist die Aufgabe des Christ-Sein in der Welt, diesen Himmel gar auf Erden zu holen. Nicht das Sichzurüsten für eine jenseitige Zukunft, das stete egoistische Sorgen um das eigene Seelenheil, sollen wir. Dies heißt aber eben gerade nicht, sich nicht häuslich in der Welt einzurichten, diese Welt nicht zu genießen, sie zu nehmen, sondern sich stattdessen wohlmöglich in Askese auf die Ewigkeit bei Gott vorzubereiten. Nein, ganz im Gegenteil ist die Welt, wie sie ist, durchaus zu nehmen, dürfen wir uns in ihr auch „beheimatet fühlen“. Die Frage ist vielmehr, wie wir diesen Dingen der Welt begegnen. Ich glaube es ist beides möglich, es sich auf dieser Welt „gemütlich einzurichten“ und zugleich die himmlische Heimat nicht aus den Augen verlieren, denn beides liegt viel näher beieinander als es scheint, wenn wir es richtig anstellen, beides nämlich, Gott und Welt in Einheit ist erst das Gottesreich. Und die Auferstehung vom Tod in das Gottesreich hinein ist ja heute, ist jetzt schon möglich und fordert nicht zwingend den physischen Tod, der uns letztlich dann nur krönend zur Gottesschau erhebt. Wir sollen ja schon auf Erden heilig sein, nicht erst im Himmel. Der Tod, den Christus erlitten hatten ist eben vorallem ein Tod des alten, sündigen Menschen. Mit ihm stirbt auch unser alter Mensch, und wir erstehen als neuer, als christlicher, bestenfalls als Christus selbst wieder auf. Dieser Weg zur Heiligung, wie wir also das Gottesreich hereinholen können, ist, obwohl schon seit jeher von unterschiedlichsten Heiligen begangen und beschrieben, letztlich nur der, dass der Mensch vollkommen „Sohn“ werde.

Betrachten wir noch einmal die Grundthesen von. P. Karl Wallner: Demnach denkt derjenige zu wenig an den Tod, dem es zu gut geht. Dies solle aber die Sehnsucht des Christen sein, die Sehnsucht nach der herrlichen Zukunft bei Gott, letztlich die nach dem Tod. „Der christliche Glaube fordert von uns eine Orientierung hin auf den Tod. Nein, falsch.“, korrigiert P. Wallner. plötzlich „Eine Orientierung hin auf das, was uns durch den Tod hindurch erwartet: das ewige Leben.“ Diese Korrektur ist richtig, aber zugleich verfällt er wieder in das alte Muster. „Wenn es keinen ‚neuen Himmel und keine neue Erde’ gibt, dann müssen wir uns halt billig auf der alten Erde einrichten. Das Christentum ist eine eschatologische Religion, und wenn wir das Letzte aus den Augen verlieren, verdienen wir nicht mehr, den Namen dessen zu tragen, der gesagt hat: ‚Suchet zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch dazugegeben.’ (Mk 6,33; Lk 12,31)“ Grundsätzlich lautet diese These also, das Leben an sich ist sinnlos, wenn es nicht das jenseitige Leben gibt, das für P. Wallner ein Zukünftiges ist, wie an anderer Stelle formuliert. Hier liegt der grundsätzliche Denkfehler, den das Reich Gottes ist nicht ausschließlich zukünftig und wenn die Evangelisten sagen „Suchet zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch dazugegeben.“, dann heißt es, suchet es jetzt, in dieser Welt! Aus dieser Perspektive heraus kann ein Leben, das nicht in die Zukunft gerichtet ist, sondern in der Gegenwart verhaftet bleibt gar nicht sinnlos erscheinen, denn das in der Gegenwart leben ist immer ein mit und in Gott leben, denn „Gott ist ein Gott der Gegenwart.“ (Eckehart). Und alle in die Zukunft gerichteten Hoffnungen, die wir mit Begriffen wie "Himmel" oder "Reich Gottes" beschreiben, sind letztlich Hoffnungen auf den gegenwärtigen, lebendigen Gott, auf den "Ich-bin-da". Im "Himmel" zu leben heißt also nichts anderes, als in der Existenz Gottes zu leben. Und das wiederum heißt, dass wir "nur" an ihn als unseren Vater glauben müssen, ihn "lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft." (Dt. 6,5) Wir alle glauben viel zu wenig!

Nochmals muss also gesagt werden: Wenn P. Wallner sagt „Das Christentum ist eine ‚eschatologische’ Religion, [...] Christentum ist Hinordnung des Lebens auf die letzte Zukunft, die Gott uns bereiten will“, dann übersieht er scheinbar, das in der Diskussion um das eschatologische Problem „Eschatologisch“ kein Zeitbegriff sein kann, sondern ein Exitenzbegriff ist. Das „Letzte“, das eschaton heißt, meint dann eben nicht eine letzte Zukunft, sondern eine gegenwärtig mögliche Wirklichkeit, welche „die Letzte“, also Vollkommenste ist. Diese lebendige Wirklichkeit sichtbar zu machen, die Welt, uns selbst also jetzt auf diese Wirklichkeit, auf Gott hinzuordnen, also dass, was wir mit dem Wort "Umkehr" beschreiben, ist unsere Aufgabe und in diesem Maßstab muss Christentum auch als praktizierte Weltveränderung verstanden werden, um den eschatologischen Begriff der "neuen Welt" aufzugreifen. Ob dies gelingen kann ist eine ganz andere Frage, die wiederum am Maßstab der Hoffnung gemessen werden muss, an der Hoffnung auf Gott und sein schon angebrochenes Reich, in der Hoffnung auf Jesus, der uns Gott zeigen kann, weil er es schließlich selbst ist. Man darf aber eine solche praktische Eschatologie nicht falsch verstehen oder gar politisch interpretieren, denn das „Reich Gottes“ ist kein politischer Begriff und die Herbeiführung bzw. Sichtbarmachung dieses Reiches ist kein politischer Prozeß.

Zur Verdeutlichung: Möglicherweise besteht noch immer Unklarheit über das Verhältnis von Gegenwart und Zukunft, da doch ganz offenbar die eschatologische Perspektive eine zukünftige ist, da sie doch klar ersichtlich auf eine Gegenwart blickt, aus einem Zustand der noch nicht ist, aber, so unsere Hoffnung, sein wird, und damit doch deutlich ein zukünftiger ist. In Wahrheit dürfen wir in der Eschatologie aber nicht von „Gegenwart“ und „Zukunft“ sprechen, die offensichtlich in einer unüberbrückbaren diastasis stehen, sondern müssen, wenn überhaupt, von einer diastasis von „Mitte“, also unserem Ist-Zustand, dem „Schon“ und „Ende“, also dem eschaton, dem Letzten, dem „Nochnicht“, sprechen. Diese Auseinandersetzung läßt sich aber klammern, wieder zusammenführen, eben gerade wenn wir von „Ende“ sprechen und annehmen, dass dieses Ende garnicht im eigentlichen Sinne in der Zukunft liegt, sondern bereits planmäßig feststeht und somit Teil dieser Welt ist. Denn dieses Eigentliche, das Ende bzw. dessen Prämisse, d.h. die endgültige Erlösung, von ihr können wir nämlich sagen, dass sie schon gekommen ist – in Jesus Christus, durch seinen Tod am Kreuz. (Insofern ist für das Kommen des Gottesreiches dann doch der physische Tod nötig.) „Die Antwort auf die Frage des Reiches ist also der Sohn. In ihm ist schließlich auch die unschließbare Diastase von Schon und Nochnicht geschlossen: In ihm sind Tod und Leben, Vernichtung und Sein zusammengehalten. Das Kreuz ist die Klammer, die die Diastase schließt.“ In dieser letzten, radikalsten „Sohnesgebärde“, nirgend anders, geht das „Reich Gottes“ auf, tritt es in die Welt. Christus hat uns also „in seiner Auferstehung“ „die Sehnsucht nach der herrlichen Zukunft bei Gott“ nicht erst eröffnet, wie P. Wallner meint, sondern in ihm selbst, durch seinen Tod am Kreuz, ist die Gegenwart Gottes in unserer Welt schon angebrochen.
„Suchet zuerst das Reich Gottes“ muss also zugleich heißen, wie oben schon erwähnt, dass der Mensch vollkommen „Sohn“ werde, denn "suchet das Reich Gottes" heißt nichts anderes als suchet Gott, denn er ist da, also euer Vater.

Fortsetzung folgt...

(zitierte Quellen: Meister Eckehart: Deutsche Predigten und Traktate., J. Ratzinger: Eschatologie., P. Wallner OCist.: "In den Himmel will ich kommen")

Mittwoch, 11. April 2007

CHRISTUS RESURREXIT!

Frohe Ostern allen Lesern!
Jetzt geht es hier nach langer Pause wieder weiter.

Mittwoch, 31. Januar 2007

Kurz notiert - 31. Januar 2007

Nicht nur um in diesem Monat noch einen Beitrag zu verfassen, sei darauf hingewiesen, dass in meinem Zweitblog Vado ad Patram, über den auch ich inzwischen verfüge, ein neuer Beitrag erschienen ist, sondern auch um ein längeres Schweigen zu überbrücken - eine Kreativpause, wenn man so will. Folglich sei auch gleich angekündigt, dass man bemüht ist, die Beitragfrequenz in Zukunft zu erhöhen, womit in den nächsten Tagen, einsetzend mit einer kritischen Auseinandersetzung bezüglich eines Beitrags von Pater Karl Wallner OCist bei kath.net, der mich doch sehr zu einer Antwort reizte, begonnen werden soll.