Taufe, Umkehr, Fastenzeit
Am Donnerstagabend findet im Wiener Stephansdom die Zulassungsfeier für erwachsene Taufbewerber zur Taufe mit SE Christoph Kardinal Schönborn statt. Es ist immer wieder erfreulich wenn Menschen sich dazu Entschließen zu Glauben, gerade in dieser Zeit, wo sie doch sovielen anderen Versuchungen ausgetzt sind. Es stellt sich aber die Frage, warum Glauben sie? Wie sind sie dazu gekommen? Dies beschäftigt mich schon eine sehr lange Zeit und ich bin bis heute zu keinem klaren Ergebnis gekommen. Und ich frage nicht, warum sie jetzt, in diesem Moment an Gott glauben, sondern warum sie es einst nicht taten und nun doch. Die Beantwortung dieser Frage kann in vielerlei Hinsicht interessant sein, erlaubt sie uns doch nicht nur Rückschlüsse darauf, wie man möglicherweise ungläubige Menschen "bekehren" kann.Verblüffend finde ich besonders jene Fälle, die vorher nicht atheistisch waren, sondern vielmehr sogar areligiös - gewissermaßen gleichgültig bis antichristlich verwurzelt. Solche Fälle gibt es. Oft lassen sich die Menschen aus rein praktischen Gründen Taufen, wie ich erfahren durfte: der eine, weil er wiederum Taufpate bei einem Kind sein soll, die andere, weil ihr Ehemann eine katholische Hochzeit wünscht. Bei diesen Menschen, dass muss ich gestehen, fragte ich mich, ob sie wirklich vollkommen verstanden haben, was sie dort vorhaben. Keineswegs will ich büber sie urteilen, aber die Taufe ist ja kein gesellschaftlicher oder kultureller Ritus, sondern ein religöser, der die vollständige Umkehr des Geites bedeutet. Gerade bei jenen Menschen aber, bei denen man dies annnehmen kann, die sich ohne jeden Hintergedanken taufen lassen, lässt sich das "Warum" nicht so einfach beantworten. Sie können ihren Glauben oft garnicht genau herleiten und wissen nur das es ein Prozess war, in dem Gott selber eine entscheidene Rolle spielte, und dass sie nun Glauben. Wie ist es also: Warum Glauben Taufbewerber? Vielleicht kann es uns bei der Beantwortung dieser Frage helfen, wenn wir uns selbst fragen, "Warum Glauben wir?". Haben wir uns wirklich vollkommen umgewendet zu Christus? Oder liegt die Wurzel unseres Glaubens woanders, in der Erziehung, in der Tradition etc.? Die bald anbrechende Fasten- und Bußzeit gibt uns die Möglichkeit, sich zu besinnen und ist auch besonders für alle Taufbewerber eine wichtige Vorbeitungszeit, in der sie in die Tiefe ihres Herzens schauen und sich fragen sollten, "Bin ich wirklich bereit?". Denn die Taufe, die Eingliederung in den Leib Christi, ist nicht nur eine unglaubliche Gnade, sondern auch ein Auftrag. Alle Getauften sind zum Christusgerechten, ja, Christusgleichem Leben aufgerufen.
1 Kommentar:
Verblüffend finde ich besonders jene Fälle, die vorher nicht atheistisch waren, sondern vielmehr sogar areligiös - gewissermaßen gleichgültig bis antichristlich verwurzelt.
So verblüffend finde ich das nicht - ich war selber so. Nicht anti-religiös (vielmehr religiös/kulturell recht interessiert), nur hat Gott in meinem Leben keine Rolle gespielt. Ich war eine klassische Agnostikerin - nicht einmal "spirituell" zu nennen. (Also nicht ein "Ich glaube ja irgendwie eh an Gott"-Typ.)
Und ich glaube, das Patentrezept, um Menschen zu "bekehren", gibt es nicht. Aber ein eigenes, offenes, gleichzeitig demütiges Bekenntnis zu Jesus Christus und zur Kirche reicht oft schon aus (war auf jeden Fall in meinem Fall so), um einen früher oder später zum Herrn zu bringen. Ich bin allerdings überzeugt, dass nie ein Mensch den anderen bekehrt, sondern dieser nur als Katalysator wirkt für die Reaktion zwischen Gott und dem Betreffenden - damit der zu Bekehrende für Gott offener wird und dann die dargebotene Hand Gottes annehmen kann. (Dann kann's teilweise in Familien oder Freundeskreisen zu spektakulären "Schneeball-Bekehrungen" kommen - ich kenne wenigstens solche Fälle, wo nach einer Person auch andere konvertiert sind.)
Falls ich kann, werde ich übrigens dort im Stephansdom sein - vielleicht erfährt man da ja mehr...
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