Montag, 29. Mai 2006

"Man muss allzeit beten" - Teil I

Eine Meditation mit Bildern auf Pfingsten hin

Indem wir während des Tages die wesentlichen Akte der Betrachtung möglichst oft wiederholen, wecken und entfalten wir in uns den Geist des Gebets. Das Wort des hl. Johannes wird zum strahlenden Stern und Leuchtfeuer in unserem Leben: "Gott ist die Liebe, wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm" (1 Joh 4,16). Als Folge davon erfahren und verwirklichen wir das andere Wort des gleichen Apostels: "Wer aus Gott geboren ist, sündigt nicht, weil Sein Lebenskeim in ihm lebendigt bleibt" (1 Joh 3,9).


Nichts ist leichter, als sich von Zeit zu Zeit - und wäre es auch nur für einige Sekunden - von den Beschäftigungen und Verrichtungen des täglichen Lebens loszumachen, um sich mit Gott zu vereinen. "Wie gut ist es für mich, Gott anzuhangen" (Ps 73). Jeden Augenblick kann ich mit Ihm reden, ja ich bedarf nicht einmal der Worte dazu. Ein kurzer Blick in mein Inneres, ein Gruß, ein Akt der Liebe, des Vertrauens, der Bitte um Licht und Kraft, je nach Umständen und Bedürfnis, genügt. "Ich erinnerte mich an Gott, und fröhlich ward mein Herz" (Ps 77). So schaffe ich mir allmählich eine innere Einsamkeit, in der ich beständig auf die Stimme meines Vielgeliebten hinhorche, der selbst mir diese traute Zwiesprache verheißt: "Ich werde ihn in die Einsamkeit führen und da zu seinem Herzen sprechen" (Hos 2,16).


Ich bemühe mich mit immer größerer Treue, dieser Stimme zu lauschen und alles freudvoll zu erfüllen, was er von mir will. "Ich lausche, was in mir der Herr spricht" (Ps 85,9). Wenn Schwierigkeiten sich mir entgegenstellen, nehme ich meine Zuflucht zu Ihm. In Ihm finde ich Licht und Kraft, mit Ihm teile ich meine Freude, mit einem Wort: Er nimmt den ersten Platz in meinem Denken und Handeln ein. Mein ganzes Leben, das bisher nur um mein eigens Ich kreiste, findet fortan seinen ganzen Sinn und Zweck einzig in Ihm.


All das tue ich ohne gewaltsame Anspannung des Geistes. Die häufige Wiederholung einzelner Tugendakte bewirkt die Ausbildung tugendhafter Gewohnheiten. Wenn ich also in die Atmosphäre des Lebens beständigen Glaubens, Vertrauens und Liebens gelangen will, muss ich nur solche Akte möglichst oft wiederholen. Ich bin dann sicher, dass Gott mich zu Seiner innigsten Lebensgemeinschaft ruft. "Meine Wonne ist es ja, bei den Menschenkindern zu sein" (Spr 8,31). Ich scheue weder Mühe noch Arbeit, um diese Lebens- und Liebesgemeinschaft so schnell wie nur möglich zu erwerben und dauernd darin zu verbleiben.

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