Samstag, 3. Juni 2006

"Man muss allzeit beten" - Teil III

Eine Meditation mit Bildern auf Pfingsten hin

Christus will, dass wir unser Herz leer machen, aber nur um es mit Göttlichem zu füllen. Diese Reinigung ist und bleibt so lange unvollkommen, als sie nicht diese göttliche Fülle zur Folge hat, gerade so, wie sich das göttliche Leben in uns nicht entfalten kann, wenn wir uns nicht von den geschöpflichen Dingen freimachen. Das Sterben des Ich und das Leben in Gott sind unzertrennlich miteinander verbunden; das eine ohne das andere ist unmöglich.
Hören wir, was Christus denen verheißt, die Sein Wort befolgen! Es sind Verheißungen, die Er an jedem von uns erfüllen will, ja göttliche Ungeduld brennt in Ihm, sie zu verwirklichen. "Wer Mich liebt, der wird von Meinem Vater geliebt, und auch Ich will ihn lieben und Mich ihm offenbaren. Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen" (Joh 14,21-23).

"An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass Ich in Meinem Vater bin und das ihr in Mir seid und Ich in euch" (14,20). "Ich will den Vater bitten, dass Er euch einen anderen Beistand gebe, der in Ewigkeit bei euch bleibe: den Geist der Wahrheit. Er wird bei euch bleiben und in euch walten" (14,16-17). Dieses gegenseitige Innewohnen, diese Verschmelzung, dieses staunenerregende Einswerden mit den drei göttlichen Personen ist das erhabene Ziel, welches man den Seelen gleich zu Beginn des geistlichen Lebens vor Augen stellen soll. Das ist der ausdrückliche Wunsch und Wille unseres Herrn selbst. Es genügt nicht, die Seelen für ein himmlisches Ziel zu begeistern: man muss sie in das Reich Gottes selbst eintreten lassen und ihnen zeigen, dass dieses schon hienieden ihr Anteil und Besitz ist: "Das Reich Gottes ist in euch" (Lk 17,21).

Außerhalb dieses Einswerdens mit Christus, unserem Herrn, und des trauten Umgangs mit dem Vater und dem Heiligen Geiste, der die Folge davon ist, gibt es weder ein wahrhaft tiefes geistliches Leben, noch eine übernatürliche Fruchtbarkeit.
"Bleibt in Mir, dann bleibe Ich in euch. Wie die Rebe, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, aus sich selbst keine Frucht bringen kann, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in Mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in Mir bleibt und in wem Ich bleibe, der bringt viele Frucht, denn ohne Mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in Mir bleibt, wird wie eine Rebe weggeworfen und verdorrt, man rafft sie auf und wirft sie ins Feuer, wo sie verbrennt. Wenn ihr in Mir bleibt, und wenn Meine Worte in euch bleiben, so möget ihr bitten, um was ihr wollt; Es wird euch zuteil" (Joh 15,4-7).
Das stille Gebet der Christus geeinten Seelen, die aus Seiner Lebensfülle leben, ist von souveräner Macht und Bedeutung. Eine solche Seele ergeht sich nicht mehr wie früher nur in Bitten und Danksagungen. Ihr Gebet ist ein ununterbrochener, vollklingender Zusammenklang mit dem Gebete Christi, das einzig Gottes Wille ist.

"Ihr werdet Mich um nichts mehr fragen, denn der Vater wird euch alles geben, um was immer ihr Ihn in Meinem Namen bittet" (Joh 16,23).
"Ich sage euch nicht, dass Ich den Vater für euch bitten werde, denn der Vater liebt euch, weil ihr Mich geliebt und weil ihr geglaubt habt, dass Ich von Gott ausgegangen bin" (Joh 16,27).
Die Seele, welche sich dem göttlichen Worte ganz erschlossen, die Es in sich aufgenommen hat wie die allerseligste Jungfrau, wird gleich dieser ein Sitz der Weisheit. Sie ist vom göttlichen Lichte erleuchtet. Ganz ausdrücklich verheißt unser Herr selbst einer solchen Seele, in welcher Er mit dem Vater und dem Heiligen Geist wohnen will, diese der Welt unbekannte Gabe. "Der Beistand aber, der Heilige Geist, Den der Vater in Meinem Namen senden wird, Der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe" (Joh 14,26). "Nicht mehr Knecht nenne Ich euch, denn der Knecht weiß nicht was sein Herr tut. - Freunde habe Ich euch genannt; denn alles was Ich von Meinem Vater gehört, das habe Ich euch geoffenbart" (Joh 15,15). "Wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird Er euch in alle Wahrheit einführen" (Joh 16,13).

Diese Erkenntnis ist das schon hier, in dieser raumzeitlichen Welt, begonnene ewige Leben. "Das aber ist das ewige Leben: Dich erkennen, den allein wahren Gott und den Du gesandt hast, Jesus Christus" (Joh 17,3).
Dieses Erkennen ist keine bloß theoretische, abstrakte Wissenschaft, sondern die in Tat und Leben umgesetzte, verwirklichte Weisheit, voll Liebe, Güte, Barmherzigkeit und Milde. Kraftströme der göttlichen Liebe durchfluten die ihr treue Seele, um von ihr aus in zahllose andere Seelen weiterzuströmen und dann wieder zu ihrem Urquell zurückzukehren. Je mehr diese Liebe in der Gotteswirklichkeit an Hochherzigkeit und Innigkeit zunimmt, um so stärker wird die Seele von einer stets wachsenden, tiefen Erkenntnis überstrahlt, die ihrerseits wieder die Liebe mehrt. "Bleibt in Meiner Liebe!" (Joh 15,9). Wenn Verstand, Wille und Einbildungskraft auf diese Weise geläutert und wieder zu ihrem göttlichen Ursprung zurückgeführt sind, wenn die Seele von dem göttlichen Leben erfasst und in dasselbe einbezogen ist, lernt sie auch die wahre Freude kennen. "Das habe Ich euch gesagt, auf dass Meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde" (Joh 15,11). "Euer Herz wird sich freuen und eure Freude wird niemand von euch nehmen" (Joh 16,22). "Dies habe Ich euch gesagt, damit ihr in Mir den Frieden habt. Frieden hinterlasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch" (Joh 16,33;14,27).

In der lichtklaren Einfachheit und Sicherheit eines bis in den letzten Tiefen vergöttlichten Lebens erfreut sich die Seele eines unnennbaren Friedens. Sie erlebt in sich die Erfüllung der letzten Worte des Hohepriesterlichen Gebetes: "Damit sie ein seien, wie Du, Vater, in Mir bist und ich in Dir bin, so sollen auch sie in Uns sein, damit die Welt glaube, dass Du mich gesandt hast." "Ich habe die Herrlichkeit, die Du mir gegeben, ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind" (Joh 17,21-22).

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