Dienstag, 18. April 2006

Das achte Weltwunder - 500 Jahre Petersdom

Ich war leider noch nie in Rom und kann mich deshalb Georg nicht anschließen, wenn er schreibt: "Ich glaube, es gibt kaum einen Katholiken, der nicht seine ganz persönlichen Erinnerungen an dieses "Phänomen San Pietro" in sich trägt". Der Petersdom in Rom, beziehungsweise im Vatikan ist aber dennoch wahrhaftig ein Wunderwerk und es ist kaum zu glauben, das er überhaupt existiert, wenn man auf seine teils chaotische Entsehungsgeschichte zurückblickt. Heute vor 500 Jahren wurde der Grundstein für den Neubau der abgerissenen tausendjährige konstantinische Basilika gelegt und erst 120 Jahre später konnte an einem Palmsonntag das vollendete Werk, nach einer wechselvollen Baugeschichte geweiht werden. Mindestens sieben Baumeister waren, von Bramantes ersten Entwürfen über Michelangelo, Sagnallo, Raffael Maderno bis Bernini, an dem Bau beteiligt. Ohne einen Gesamtplan und ohne eine feste Finanzierung war die Entstehung stets unterschiedlichsten Interessen und Ideen ausgesetzt. Bramante plante zunächst eine gigantische Kuppel, kam bei der Umsetzung aber nicht viel weiter, als bis zu den 50 Meter hohen Stützpfeiler der Vierung genau über dem Petrusgrab und die verbindenden Bögen. Nach seinem Tod und in Folge der Reformation ruhte die Baustelle zunächst jahrelang und der Peterdom war im Grunde nicht mehr als nur ein kleines Schutzhaus über dem Petrusgrab. Mit seinen Säulen schuf Bramante aber unumgängliche Tatsachen, die den weiteren Bau beeinflußten und den vollständigen Abriß der alten Peterskirche verlangten. Von Sagnallos Entwurf entstand zunächst über 7 Jahre ein sehr kostenaufwendiges, etwa 4 Meter hohes begehbares Holzmodell eines Zentralbaus, dessen Gelder durchaus auch ein echtes Gotteshaus finanzieren hätten können. Seine Entwürfe wurden von Michelangelo jedoch weitestgehend wieder verworfen, der erstmals in der Geschichte des Baus nahezu freie Hand erhielt und sich nur vor dem Papst persönlich rechtfertigen musste. So brachte er auch fast seinen Zentralbau zum Abschluß, ohne allerdings jemals seine Kuppel vollendet zu sehen. Mir dieser, in leicht veränderter Form, krönten erst seine Schüler die Peterskirche. Maderno allerings, ein Nachfolger, begann 1613 wieder mit Abrißarbeiten, in dem er dem Zentralbau ein Langhaus hinzufügte und der Dom schließlich die Gestalt bekam, wie wir sie heute kennen. Seine Vollendung fand das Gesmatkunstwerk schließlich nocheimal circa 30 Jahre später mit Berninis unnachahmlicher Piazza San Pietro. Der Petersdom mit seinem Platz ist tatsächlich ein achtes Weltwunder und kann zurecht als ein Zeichen der Moderne, gar als ein Wegbereiter dieser erkannt werden, denn an keinem Kunstwerk arbeiteten soviele bedeutende Künstler seiner Zeit mit, an keinem Bauwerk wurde soviel während seines Baus abgerissen und wieder neu gebaut. Gerade dieses Prinzip, immer wieder zerstören um Neues entstehen zu lassen, ist ein überaus modernes. Es ist wirklich ein Wunder, das diese Kirche steht.
Entgegen aber allen Äußerungen, der Petersdom sei die größte Kirche der Christenheit, muss festgestellt werden, das dem nicht so ist. Dies ist nämlich seit 1989, wenn man von den reinen Außenmaßen ausgeht, La Basilique Notre Dame de Paix in Yamoussoukro, der Hauptstadt der Elfenbeinküste in Afrika. Befremdlich daran ist vorallem, das die Elfenbeinküste zun dem ärmsten Ländern der Welt gehört, die Basilika aber auf Anregung des umstrittenen, 33 Jahre herrschende Präsidenten Félix Houphouët-Boigny für 250 Millionen Euro, angeblich aus seinem Privatvermögen gebaut wurde. Notre Dame de Paix soll eine Kopie des Petersdoms sein, ist aber nicht annährend so schön wie dieser, aber zeigt, welche Faszination von St. Peter ausgeht. Am befremdlichsten ist sicher aber, das sich der Präsident wohl auf einem Fenster im Kreise der Jünger Jesu als 13. Apostel abbilden ließ. Aber auch der Petersdom war immer Stein des Anstoßes, besonders seit der Zeit der Reformation, aber vielmehr stieß man sich wohl an dem, was er immer repräsentierte, nämlich das Papst- bzw. Petrusamt. Dieses Amt an sich wurde immer wieder als, im wahrsten Sinne des Wortes, anstößig empfunden. Doch ist in Wahrheit nicht Christus des Eckstein, den die Bauleute einst verworfen haben (Mk 12,10)? Christus selbst ist es, der aufrüttelt, anstößig ist und wie könnten wir davon ausgehen das sein Apostel, der Felsen, auf dem er seine Kirche errichten will, weniger Anstoß erregen würde? Das Amt, ja das Christ-Sein bringt es bis heute mit sich Stein des Anstoßes zu sein und zu bleiben. Und wird es, besonders das Petrusamt, immer sein, aber ohne Angst, denn die Mächte der Unterwelt werden die Kirche nicht überwältigen (Mt 16, 18). Und immer wieder werde ich aber gefragt, ob Petrus auch tatsächlich in Rom war, ob es neben den vielen archälogischen Hinweisen, die niemals vollkommene Sicherheit geben können, auch biblische Hinweise darauf gibt. Und durchaus ist das so, denn in seinem, an die Gemeinden Kleinasiens gerichteten 1.Petrusbrief schreibt er abschließend: "Durch den Bruder Silvanus, den ich für treu halte, habe ich euch kurz geschrieben [...] Es grüßen euch die Mitauserwählten in Babylon und mein Sohn Markus." (1Pt 5,12-13). Der zwingenste Hinweis darin ist ist die Erwähnung Babylons, womit Petrus nur Rom meinen kann. Zum anderen ist Silvanus, den man in der Kurzform auch Sila nennt und den Petrus offenbar bei sich hat, ein Mann der Gemeinde von Jerusalem der zu der Sendung gen Antiochien mit Paulus gehörte (vgl. Apg 15,40) und den Paulus auch auf sein zweite Missionsreise als Begleiter mitnahm (vgl. Apg 15,40;16). Man kann daraus also schließen, das er Paulus auch nach Rom begleitete, wohin Petrus vermutlich später folgte. Als "Sekretär" und Schreiber von Petrus verfasste er wahrscheinlich für Petrus den Brief in Rom. Des weiteren wird vermutet, dass es sich bei dem genannten "Markus" um "Johannes, der mit dem Zunamen Markus hieß" handelt, dem Neffe Barnabas, welchen Petrus schon aus Jerusalem kannte (vgl. Apg 12,12) und den er Sohn nennt (was auf eine enge Bindung schließen läßt) und der später mit Barnabas und Paulus reiste (vgl. Apg 12,25) und schließlich auch nach Rom kam, wo er Mitgefangener des Paulus (und Petrus) war (Kol 4,10; Phlm 24). Er soll auch Verfasser des Markus-Evangeliums sein, das wohl wesentlich Petrus als Quelle hat. Schließlich erlitt Petrus zusammen mit Paulus um 65 den Märtyrertod im Circus des Nero und wurde unweit davon begraben, so lehrt es die Kirche. Auf ihm wurde der Petersdom errichtet. Auf Petrus stützt sich die ganze Kirche.
Im übrigen verweist Seite des Vatikan zurzeit selber auf eine andere, auch bedeutende Kirche in Rom, nämlich auf
die Patriarchalbasilika von Santa Maria Maggiore.