Sonntag, 23. April 2006

Die Barmherzigkeit - Ostern dauert an!

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, daß sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich auch euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. (Joh 20, 19–23)

Das Osteroktav geht zu Ende, in der österlichen Zeit, den 50 Tage vom Sonntag der Auferstehung bis Pfingstsonntag stehen wir aber noch vollkommen. Ostern ist nicht vorbei, ist niemals ganz vorbei, ganz im Gegenteil sogar, feiern wir Ostern das ganz Jahr hindurch und besonders an jedem "Tag des Herrn", am "Herrentag", wie er in einigen romanischen Sprachen noch heißt (vgl. domenica, domingo, dimanche etc.) und den wir schlicht am Sonntag nennen. Nein, Ostern endet nicht, sowie auch Weihnachten niemals endet. Besonders sehen wir dies eben in den 50 Tagen ausgedrückt, sie als ein einziger Festtag gefeiert werden, als "der große Tag des Herrn" (Athanasius).

Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! (Joh 20, 24-28)

Ja, heute endet das Osteroktav, aber nicht Ostern, wie auch Gottes Barmherzigkeit niemlas endet, vielmehr überrascht er uns immer wieder mit ihr, wie Franz Scharl, der heute wie die Apostel ausgesand wurde, bei seiner Bischofsweihe im Wiener Stephansdom in seiner Ansprache feststellte. Gott, Christus, der die Barmherzigkeit ist, durchschreitet immer wieder verschlossene Türen, unseres Herzens, unseres Verstandes und nimmt uns barmherzig, wie verlorene Söhne an und grüßt uns mit einem "Friede sei mit Euch!", ohne eine Vorwurf, sondern gießt seine Barmherzigkeit über alles aus, was vorzuwerfen wäre. Er selbst, Franz Scharl, wandte sich früher von Christus ab, konnte nicht mehr an ihn glauben und wurde doch wieder barmherzig aufgenommen und wurde nun schließlich bis zum Bischofamt in die Nachfolge der Apostel berufen. Gottes Barmherzigkeit überrascht immer wieder. Deshalb feierten wir heute auch den "Sonntag der Barmherzigkeit". Gott verzeiht uns und Stürze dürfen uns "nicht betrüben – selbst schwere nicht –, wenn wir reuevoll und mit guten Vorsätzen im Sakrament der Buße bei Gott unsere Zuflucht suchen. Der Christ ist nicht krampfhaft darauf bedacht, von Gott einen tadellosen Leistungsnachweis zu erhalten. So sehr Jesus Christus, unser Herr, ergriffen ist von der Unschuld und Treue des Johannes – als Petrus nach seinem Fall reuevoll umkehrt, wendet Er sich ihm voll Liebe wieder zu. Jesus hat Verständnis für unsere Schwachheit und zieht uns wie über eine sanft ansteigende Ebene zu sich hin. Er erwartet nur, daß wir uns immer wieder bemühen, täglich ein wenig höher zu kommen. Er sucht uns auf, wie Er die beiden Jünger von Emmaus aufsuchte und sie begleitete, und wie Er den Thomas aufsuchte, ihm die offenen Wunden seiner Hände und seiner Seite zeigte und ihn aufforderte, sie mit seinen Fingern zu berühren. Gerade weil Jesus unsere Schwachheit kennt, wartet Er ständig darauf, daß wir zu Ihm zurückkehren." (Josemaria Escrivá, Christus Begegnen, 75) Gerade deshalb setzte er mit göttlicher Barmherzigkeit das Sakrament der Buße bei seiner Erscheinung im Abendmahlssaal ein, damit wir zu ihm umkehren und fortan "ohne Vorwurf und in der befreienden Barmherzigkeit des Friedens Christi" (SE Kardinal Schönborn bei der Bischofsweihe von Franz Scharl) allen Menschen begegnen können.

Ostern dauert an, denn Gott ist barmherzig. Ostern dauert an, weil "Christus lebt. Das ist die Wahrheit, die unseren Glauben mit Inhalt erfüllt. Jesus, der am Kreuz starb, ist auferstanden, er hat über den Tod gesiegt, über die Macht der Finsternis, über den Schmerz und die Angst. Fürchtet euch nicht, diesen Gruß entbot der Engel den Frauen, die zum Grabe gingen. Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. [...] Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat, da laßt uns frohlocken und fröhlich sein. Die österliche Zeit ist eine Zeit der Freude, einer Freude, die sich nicht auf diesen Abschnitt des liturgischen Jahres beschränkt, sondern die in jedem Augenblick das Herz des Christen erfüllt. Denn Christus lebt, Christus ist nicht eine Gestalt, die vorübergegangen ist, die einmal lebte und dann verschwand und uns nur eine wunderbare Erinnerung und ein ergreifendes Beispiel hinterließ. Nein, Christus lebt. Jesus ist der Emmanuel: Gott mit uns. Seine Auferstehung bekundet uns, daß Gott die Seinen nicht im Stich läßt. [...]
Christus lebt fort in seiner Kirche, in ihren Sakramenten, in ihrer Liturgie, in ihrer Verkündigung, in all ihrem Tun. Insbesondere bleibt Christus unter uns gegenwärtig in der Eucharistie, wo er sich Tag für Tag hingibt. Darum ist die heilige Messe Mitte und Wurzel des christlichen Lebens. In jeder Messe ist immer der ganze Christus anwesend, Haupt und Leib. " (Josemaria Escrivá, Christus Begegnen) In seiner unendlichen Gnade schenkt er sich uns und nährt unsere Seelen in der Eucharistie, wie er sie in der Buße und Taufe reinigt. Die Taufe, wie sie auch heuer wieder einige umgekehrte Erwachsene in der Osternacht empfangen haben, ertränkt die Verweigerung, ertänkt alles Vorzuwerfende in der göttlichen Barmherzigkeit und Christus ruft dem Täufling ohne Vorwurf zu: "Der Friede sei mit Dir!". Die Paschamysterium, die Eucharistie, in der Christus zu uns kommt ist aber der Gipfel der göttlichen Barmherzigkeit. Die ganze Göttlichkeit zeigt sich in Christus schließlich denen, die zu ihm kommen und glauben, dass in ihm Gott zu uns kommt. Wer nicht glaubt, der sieht nichts. Wer liebt, begreift alles.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

GOTT MIT UNS

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