"Tu mir dies nicht an!" - Papst Benedikt 1 Jahr im Petrusamt

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor einem Jahr am Abend durch das Haus lief und schrie: "Weißer Rauch! Weißer Rauch!". Quällend lange Minuten ließen uns warten und ich hatte so sehr gehofft das es Kardinal Ratzinger sein würde. Und als es dann tatsächlich jener war... wie unberschreiblich ist dieser Moment, ich hatte es nicht wirklich zu glauben gewagt und glaubte es noch nicht: "Das kann nicht sein! Unglaublich!" waren meine ersten Worte. Unfassbare Freude durchstömte mich, wie ich sie noch nie vorher verspührte und machte mich sprachlos. Wie konnte diese Wahl wirklich möglich sein - ein deutscher Papst? Sofort liefen einige zu einem Mitbruder um ihn wie eine Reliquie zu berühren und ihm zu gratulieren, da er den Kardinal persönlich kannte. Noch heute erscheint es mir immer wieder als unglaublich, und wird es wohl auch noch weiterhin, bis ich ihn einmal mit meinen eignen Augen gesehen habe. In diesem Jahr ist meine Liebe zu unserem Papst Benedikt stättig gewachsen und es gibt kein Worte von ihm, die ich nicht verschlinge. So kraftvoll, klar, fast poetisch erscheinen sie immer wieder und sind von solch klarer Brillianz, das selbst Evangelikale Splittergruppen den Genius dieses Papstes anerkennen müssen und wie viele haben nicht schon ihr Bild gegenüber der katholischen Kirche zum Positiven hin gewandelt, aufgrund allein der Sprache unseres geliebten Papstes, wie ich erfahren durfte.
Und doch hat er es schwer. Erst am vergangen Ostersonntag feierte Benedikt XVI. seinen 79. Geburtstag. Und mehr als zuvor ist er nun ein Packesel Gottes geworden, wie es der Korbiniansbär in seinem Wappen jeher symbolisiert. Die Geschichte vom Bären, den der heilige Korbinian zu seinem Lastträger machte erinnerte Joseph Kardinal Ratzinger in seinen Erinnerungen „Aus meinem Leben" an eine Meditation des Heiligen Augustinus über die Verse 22 und 23 des Psalms 73: "Ich war töricht und verstand nichts, war wie ein Stück Vieh vor Dir. Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.", heißt es darin. Augustinus schrieb über das Vieh der Bauern, vor allem die Zug- und Lasttiere, die diesen auch zur Verrichtung der Arbeit dienten. Als ein solches Zugtier empfand sich der Heilige. "Ja freilich, ein Zugtier bin ich geworden, ein Packesel, aber gerade so bin ich bei dir, Herr; gerade so diene ich dir, gerade so hast du mich in der Hand!" Das Leben eines Gelehrten wollte er ursprünglich führen und sah sich nun plötzlich vor einen Karren gespannt, um Gottes Werk durch jene Zeit zu ziehen, seine Last durch diese Welt zu tragen. Dies erschein ihm recht hart und ein bitteres Los zu sein, in seiner Meditation aber findet der Heilige Trost in dem Gedanken, dass das Zugtier dem Bauern besonders nahe ist, dass ihm dieses Stück Vieh besonders lieb und wert ist, welches ihm zur Arbeit dient. Und so ist dem Herren der Welt ein Augustinus, der sich vor dem Karren müht, lieber als jener, der ruhig und sauber in seiner Gelehrtenkammer verharrt. "Der bepackte Bär, der dem heiligen Korbinian das Pferd oder wohl eher den Maulesel ersetzte, sein Maulesel wurde – gegen seinen Willen, war er so und ist er nicht ein Bild dessen, was ich soll und was ich bin? 'Ein Packesel bin ich für Dich geworden, und gerade so bin ich ganz und immer bei Dir.' [...] Von Korbinian wird erzählt, dass er den Bären in Rom wieder in Freiheit entließ. [...] Inzwischen habe ich mein Gepäck nach Rom getragen und wandere seit langem damit in den Straßen der Ewigen Stadt. Wann ich entlassen werde, weiss ich nicht.", sagt der heutige Papst Benedikt XVI. damals in seinen "Erinnerungen" weiter und lesen wir heute wissend, das er wohl niemals mehr aus Rom zurückkehren wird.

Am 29. Juni 1951 wurde er zum Priester geweiht. "Man soll nicht abergläubisch sein. Aber als in dem Augenblick, in dem der greise Erzbischof mir die Hände auflegte, ein Vöglein - vielleicht eine Lerche - vom Hochaltar in den Dom aufstieg und ein kleines Jubellied trällerte, war es mir doch wie ein Zuspruch von oben: Es ist gut so, du bist auf dem rechten Weg. [...] Dein Packesel bin ich geworden", schreibt Ratzinger am Ende seiner Lebenserinnerungen an Gott gewendet. "Und so, gerade so, bin ich bei Dir."
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