Montag, 17. April 2006

Halleluja, der Herr ist wahrhaft auferstanden! Ein Mensch ist tot.

Ja, das ist er und diese Nachricht verkünde ich nicht als Erster, und sie ist auch nicht zu spät verkündet, auch wenn die Kirche die Auferstehung in diesem Jahreskreis bereits seit der Osternacht feiert, in Wahrheit sogar schon seit fast 2000 Jahren. Und doch, fast immer pünktlich zur Feierstunde am Gründonnerstag, Karfreitag, am Karsamstag und am Ostersonntag etc. verkündet die katholische Internet- und Blogwelt die frohen Nachrichten durch aktuelle Beiträge. Und ich habe mich bemüht mitzuhalten, habe es aber nicht geschafft, wie man an meiner Verzögerung erkennen kann. Warum nicht?

Zu Folgendem hat mich das Kompendium zwar nicht angeregt aber ermutigt, es hier niederzuschreiben, in dem es wieder einmal innovativ feststellte: "Nicht nur katholische Blogger gefallen sich in der Darstellung österlicher Bilder, Schriftzitaten (gern in Latein) oder anderer erhabener Kopierungen, die sie jeglichen Eigenbeitrags entschulden". Es zeigt sich darin, und dies soll kein Lobgesang auf diesen befreundeten Blog sein, das dort tatsächlich versucht wird etwas anderes zu machen als andere. Zurück also zu meinen Überlegungen: Die Kritik, die ohne Zweifel in diesem Kommentar durchscheint, ist auch mir zu Gedanke gekommen. Ich fand es relativ einfallslos nur Bilder und Texte in meinem Blog zu kopieren, habe es aber doch getan (zumindest für Gründonnerstag und Karfreitag). Es mag vielleicht wirklich an meiner mangelnden Kreativität liegen, vielmehr aber liegt der Grund dafür darin, das ich dieses wichtigste Geschehen im Jahr nicht völlig unkommentiert lassen wollte, zugleich aber mich nicht in der Lage sah, das Unfassbare in Worte zu kleiden, ich musste auf bereits gesagtes zurückgreifen. Am Karsamstag, Ostersonntag und heute erschlug mich das Drama um Christus aber derart, dass mir selbst diese Art der Kommentierung zu schwächlich schien - also schwieg ich lieber. Was können wir denn nur mehr tun als staunen? Nur stumm und demütig staunen kann ich! Folglich kann es wirklich nur ein jämmerlich Versuch bleiben, der Freude bzw. Trauer Ausdruck zu verleihen, in dem man Bilder und Texte zitiert. Also will ich, auch wenn mein bescheidener Blog weit weniger professionell ist, als der der lieben "Kompendianten", ihrem Anspruch, der eigentlich auch meiner ist, gerecht werden und mich mehr um "Eigenbeiträge" (wie sie es nennen) bemühen und tatsächlich lieber schweigen, als es anderen einfach nachzutun.

Dementsprechend schweige ich gegenüber der Freude, denn sie ist nicht fassbar. Und zugleich bin ich tief erschüttert, über das Einbrechen des Todes in die Osterfreuden, die ein Bruder aus dem Kompendium erfahren musste. "Ich weine um meinen Freund.", heißt es dort berührend und zu Herzen gehend. So sehr das es mich wieder sprachlos macht und jeder Versuch des Tröstens, besonders mit einer christlichen Argumentation, zu der ich mich gerade im Lichte der Auferstehung fast gedrängt fühle, irgendwie fehl am Platze und als billiger Trost erscheinen muss. Nur für ihn beten kann ich und für seine Freunde und Angehörigen und hoffen das Jesus ihn am Ende der Zeit in Seine ewige Osterfreude heimholen kann. Am eigenen Leib muss der Bruder des Kompendium nun die Trauer und den Schmerz erfahren, wie ihn sicher auch die Jünger Jesu erfahren mussten, als er gekreuzigt wurde, aber vielleicht kann auch er eines Tages auf diese Zeit zurückblicken, wie die Emmaus-Jünger im heutigen Evangelium und sagen, der Herr war mit uns und wir hatten es nicht gemerkt. Und wie unglaublich muss unter diesem Eindruck der Trauer die Möglichkeit einer Auferstehung erst erscheinen? Jetzt, wo in den Kirchen die heiligen Gräber stehen, leer und nur mit zurückgelassenen Grabtüchern, tragen Menschen Menschen zu Grabe. Jetzt, wo wir die Auferstehung des einen feiern sinken andere scheinbar für immer nieder. Man kann sich der dialektische Symbolik kaum entziehen, die sich hier klar zwischen dem gegenwärtigen, scheinbar unbezwingbarem Tod und der Auferstehungshoffnung in Jesu, die uns momentan gegenwärtiger ist als sonst, zeigt und doch ausgesprochen tröstend sein kann. Jede selbstanklagende Überlegung dahingehend, dass man ein "Spielverderber" sei, weil man am Ostermontag trauert, obwohl man sich freuen sollte, ist also unnötig, denn die Freude und Trauer fallen hier ineinander, sie werden zu Einem, werden sich gewissermaßen gleich. Aber vielleicht äußert sich diese vermeintliche Ambivalenz eben gerade in der Formulierung ein "Spielverderber" zu sein. Denn begriffen sich nicht vielleicht auch einige der Jünger Jesu ein wenig als "Spielverderber", als sie nach seinem Tod, als sie seinem Leichnam im Grab liegen sahen zu Zweifeln begannen, denn "Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde." (Lk 24,21)? War nicht auch die Jüngerschaft in sich zerrissen, noch hoffend, ohne zu wissen auf was einerseits und andererseits sich doch der Realität des Todes ausgesetzt? Sie wollten doch glauben, sich für ihn hingeben, haben versprochen seinen Geboten zu folgen und nun ist er Tod. Kam in ihnen nicht etwa der Gedanke auf, das Er es vielleicht doch nicht war und sahen sie sich nicht vielleicht auch als "Spielverderber", wenn sie nun ihre Versprechen nicht einlösten, sich in der Gefahr sahen, nicht mehr glauben zu können, angesichts des toten Gottes? Sie hatten ja keine Ahnung... Der oft wenig beachtete Karsamstag ist ein Zeichen dafür. Dieser Tag entspricht der Gemütsverfassung der Jünger, aber auch dem ganzen Wesen des menschlichen Lebens, "das noch auf Ostern wartet, noch nicht im vollen Licht steht", wie Papst Benedikt XVI. in seinen "Erinnerungen" anmerkt. Und zugleich ist der Karsamstag auch ein wachendes, betendes und auch trauriges zurückschauen auf den Karfreitag, das uns mit der Gewalt, der Brutalität der Welt, mit dem Tod, ja, scheinbar mit dem Bösen konfrontiert, das uns immer wieder zum Abfall vom Glauben versuchen will. Der Karsamstag steht, wie das ganze Leben, zwischen dem ewigem Ostern, der Auferstehung des Leibes und der Gewalt der Welt, dem Bösen, das uns verzweifeln lassen möchte. Er ist gar die Mitte des alltäglichen Lebens und Ausdruck für die innere Zerrissenheit zwischen einem vertrauensvollen Zugehen auf Ostern und einem verzweifelten Zurückfallen in die Trauer des Karfreitags, Ausdruck für die Ambivalenz in uns, zwischen Tod und (ewigen) Leben, die uns in Wahrheit immer umhertreibt.

Weiter will ich diesen traurigen Fall aber nicht theologisch ausschlachten, der mir diese Gedanken brachte und verharre zerrissenen Herzens stumm und still in Freude und Trauer, wachend und betend. Der Herr erbarme sich seiner Seele und führe ihn zum neuen und ewigen Leben in der Liebe Christi. Amen.

4 Kommentare:

mr94 hat gesagt…

Lass Dich durch den Hochmut der Kompendiaten nicht entmutigen. Sie bilden sich ein, dass sie das katholische Web neu erfinden - und dabei trampeln sie unentwegt ihren Brüdern und Schwestern auf den Füßen herum.

Das Web ist aber per se kooperativ, interaktiv und dialogisch. Das katholische Web sollte diese Standards nicht unterschreiten. Alles andere ist blamabel.

Anonym hat gesagt…

@Johannes
Deine umfangreiche Betrachtung hat mich sehr berührt. In sehr konstruktiver Weise behandelst du das Dilemma, in dem sich einer der Unserer gerade befindet, dem wir uns aber doch irgendwann alle stellen müssen: Tod und Leben, Gut und Böse.
Aus deinem Beitrag erkenne ich den Geist, zu dem unserer Beiträge im Kompendium im besten Falle anregen sollen.

Das genaue Gegenteil unserer Intention, die Du verstanden hast, lesen wir indes im Kommentar von
@Martin
der seit Januar fester Bestandteil unserer Gebet ist.

Denn er legt die Bitterkeit der eigenen Mißerfolge in seine Kritik, wenn er andere Menschen beurteilt.

Anonym hat gesagt…

lieber johannes,
gerade unser glaube vermittelt uns trost und mut im schicksalsschlag. das hast du in besonders schöner weise ausgedrückt. dafür danke ich dir von herzen.

nun weiss ich nicht, ob du ein seelsorger bist. aber eines ist mir doch klargeworden: du sorgst dich um die seelen. dafür aus münchen ein 'vergelts gott'.

Johannes hat gesagt…

Lieber Aaron,
es freut mich, das meine Worte Dir vielleicht ein wenig helfen konnten, ich habe gar nicht gewagt dies anzunehmen. Vielen Dank dafür.
Noch einmal will ich kurz auf Deine Formulierung des "Spielverderbers" und meine darauffolgende Überlegung bezüglich des Karsamstags eingehen, denn den ganzen Tag ging mir deine Geschichte nicht aus dem Kopf. Der Karsamstag, Ostersonntag, die ganze Osterzeit ist ein Zeichen für die Geschehnisse vor 2000 Jahren, die wir darin nachempfinden dürfen, wir müssen uns aber nicht zwingend an diese Einteilung halten, und so dauert Dein Karsamstag einfach noch an. Der Karsamstag ist der Tag der Spannung zwischen den Realitäten und den Möglichkeiten unseres Lebens. Zwischen Abschied und Neuanfang. Am Karsamstag ist "Gott" eine Frage, keine Antwort, wie der Theologe Peter Zürn es formuliert. In diesem Fragen, in diesem Trauern, das noch vom Karfreitag hineinwirkt, steht ihr, die Zurückgebliebenen. Aber nach jedem Karfreitag und nach jedem Karsamstag kommt gewiss ein Ostern, das ist die frohe Botschaft. Ich wünsche Dir also alles Gute und das Du und alle Leidenden in diesem Unglück das Leid nicht nur ertragen, sondern auch überwinden können. Ich bete für Euch und den Heimgegangenen.

Kurz zu mir: Nein, ich bin kein Seelsorger, sondern nur ein kleiner untalentierte demütiger Student im ersten Theologiesemester. Ich hoffe nur, Dir nicht zu nahe getreten zu sein und wie billiger Mutmacher zu wirken. Aber genug von mir. Ich wünsche Dir Gottes Segen!

Lieber Martin,
vielen Dank für Deinen Kommentar, ich fühle mich hingegen nicht auf die Füße getreten. Sicher ist die Formulierung im Kompendium bzgl. des schlichten kopierens von Texten und Bildern ein wenig provokant, aber hin und wieder bedarf einer solchen aufrüttelnden Härte. Denn wie ich in meinem Beitrag schrieb, viel auch mir auf, das diese Art der Kommentierung des Ostergeschehens ein wenig "billig" ist. Dabei spreche ich aber nur für meinen Blog und ich möchte keinen Blog absprechen dies doch zu tun. Die Kritik im Kompendium hat nur in passender Form das formuliert, was ich über mein eigens Vorgehen schon dachte. Ich sehe es daher nicht als Hochmut, sondern eher als Anregung zu einem verbesserten Blog. Ich habe mich ganz persönlich ansprechen lassen und erkannt, das ich mit dem Kompendium in dieser Hinsicht übereinstimme, nämlich Beiträge nur zu verfassen, wenn ich persönlich etwas zu sagen habe. Denn ich Würmchen brauche sicher keinen Christen mit meinen Beiträgen daran erinnern was an Ostern geschieht.
Ich ließ mich von dieser Kritik also hinsichtlich des Verfassens von Beiträgen (die doch eigentlich meinem Gemüt und meinem eigenen Anspruch entsprechen sollten) ansprechen, andere, wie Du aber nicht, was völlig in Ordnung ist. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich habe ehrlich keinerlei Kritik an Deinem Blog zu üben, finde aber tatsächlich, dass das Kompendium eine neue Art des katholischen bloggens ist. Und nicht nur dies, denn das Kompendium versucht auch darüber hinaus (im Web) tätig zu sein, was nur lobenswert sein kann - ganz wie es bei Ihnen heißt: Dem Glauben dienen. Ich habe durchaus (u.a. aufgrund der exklusiven Zusammensetzung) Respekt vor diesem Projekt, so wie auch vor jedem Blog und Menschen dahinter. Denn sicher ist das Kompendium kein Standard, nachdem man sich richten muss. Mich aber regt es immer wieder an, wie eben jetzt zum einen durch die Kritik zum Verbessern meiner Beiträge und zum anderen durch den schrecklichen Unglücksfall zu scheinbar nützlichen theologischen Überlegungen. Es ist aber ebenso in Ordnung sich nicht anregen zu lassen, dann sollte man aber auch nicht gleich eine böse Absicht hinter den Beiträgen des Kompendiums vermuten. Vielleicht sollte man alte Differenzen allmählich beilegen. Aber ich will niemanden und habe auch gar nicht das Recht dazu jemanden zu belehren. Was weiß ich schon... Ich wünsche Dir dennoch alles Gute und hoffe wir verstehen uns weiterhin.

Lieber Dominik,
auch Dir vielen lieben Dank. Es zeigt sich bei diesem Beitrag, das es sich scheinbar durchaus auszahlt, sich hin und wieder etwas mehr Gedanken darüber zu machen, was man schreibt und im Zweifelsfalle eine Zeitlang nichts zu schreiben, statt eben Texte nur unkommentiert zu kopieren. Qualität ist natürlich weit zeitaufwendiger und ist sicher einfacher in ein Gemeinschaftsblog zu erreichen. Mein Anspruch soll aber nicht unter dieser Qualität liegen.
Nochmals danke, das Dir meine Betrachtung zugesagt hat. Ich glaube ein solches Thema lässt sich nur auf konstruktive Weise behandeln und jede emotionelle Überfrachtung kann hier fehl am Platz sein und könnte auf den Betroffenen nur banal und eher gar geisttötend wirken. Ich hoffe die Grenze in beiderlei Richtungen nicht überschritten zu haben, hin zu einer theologischen Ausschlachtung oder hin zu einem flachen Trostversuch.
Zu Martin kann ich nicht mehr sagen, als ich zu ihm schon sagte. Ich kenne ihn leider zu wenig, nicht um zu urteilen, sondern um mir ein Bild machen zu können. Ohne Zweifel ist er ein vernünftiger Mensch, aber was kann ich Bürschchen schon über andere lebenserfahrene Menschen sagen?
Liebe Grüße Dir und Gottes Segen!